Im Herzen der Angst by Banks Maya

Im Herzen der Angst by Banks Maya

Autor:Banks, Maya [Banks, Maya]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2014-12-16T23:00:00+00:00


15. KAPITEL

Sie fuhren auf der Interstate 10 so schnell, wie Manuel es wagte, ohne Gefahr zu laufen, den Cops aufzufallen. Jules lehnte tief in ihrem Sitz und wirkte sehr erschöpft. Das konnte er gut nachvollziehen. Er selbst war schon seit einer ganzen Weile müde. Er wollte nur einen sicheren Unterschlupf finden, wo sie beide sich ausruhen konnten und er Gelegenheit hatte, sich um sie zu kümmern.

Als sie Beaumont erreichten, stand wie versprochen ein Wagen am verabredeten Ort. Sie tauschten den BMW gegen einen SUV und setzten ihren Weg in nördlicher Richtung fort, durch das südliche Texas, entlang der Grenze zu Louisiana.

Sein Nacken tat weh, sein Rücken auch. So elend hatte er sich nicht mehr gefühlt seit dem Abschlussball der Highschool, auf dem er sich hatte volllaufen lassen.

Jules’ sanfte Stimme beendete die Stille. „Lass mich fahren.“

Er blickte zu ihr herüber. „Ich bin okay.“

Verächtlich schnaubte sie. „Du siehst aus, als würdest du gleich zusammenklappen. Lass mich ans Steuer. Ich werde uns schon nicht umbringen, das verspreche ich.“

Widerstrebend gab er nach und hielt an. Er wusste, wann eine Diskussion sich lohnte. Das war diesmal nicht der Fall.

Sie tauschten die Plätze, und er machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem, wobei er Jules aus dem Augenwinkel beobachtete. Sie umfasste das Lenkrad fest mit beiden Händen und richtete den Blick nach vorn, schaute jedoch immer wieder in den Rückspiegel.

Manuel wollte ihr so viele Fragen stellen, doch er zögerte. Wenn er ehrlich war, wollte er die meisten Antworten gar nicht kennen. Abgesehen davon sollte sie seinetwegen nicht alle schrecklichen Ereignisse von Neuem durchleben.

Nie mehr, schwor er sich. Er würde sie beschützen.

„Wollen wir für die Nacht irgendwo anhalten?“, fragte sie nach einer Weile. „Oder wollen wir weiterfahren?“

Er hasste die Angst, die bei jedem ihrer Worte mitschwang. Sie lebte schon viel zu lange mit dieser Furcht.

„Wir sollten am besten so lange fahren, wie wir können“, antwortete er. „Um so viel Abstand wie möglich zwischen uns und den Bösen zu bringen. In Tennessee können wir haltmachen. Tony wird uns ein Zimmer besorgen.“

„Du vertraust ihm“, stellte sie fest.

Obwohl es keine Frage war, sagte sie das, als sei sie darüber erstaunt. Aber er schätzte, dass sie gelernt hatte, niemandem zu vertrauen.

„Ja, ich traue ihm. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Unser Leben“, fügte er mit Nachdruck hinzu.

Sie nickte, und einen Moment lang hegte er die Hoffnung, sie würde Vertrauen zu ihm fassen.

„Soll ich wieder fahren?“, bot er an.

Lächelnd winkte sie ab. „Nein, ich fahre doch erst seit einer Stunde. Warum schläfst du nicht ein bisschen? Du kannst mich ablösen, wenn wir in Arkansas sind.“

„Einverstanden. Weck mich.“

Sie versprach es.

Jules beobachtete, wie er eindöste und sein Kopf auf die Schulter fiel. Am liebsten hätte sie ihn berührt, sich in seine Arme geschmiegt und ebenfalls geschlafen. Im Grunde konnte sie längst nicht mehr vor Erschöpfung, aber sie wusste, dass Manuel den Schlaf brauchte. Sie war schon früher ohne Schlaf ausgekommen, manchmal tagelang. Das konnte sie wieder, wenn es sein musste.

Sie konzentrierte sich auf die nicht enden wollende Straße vor ihnen. Die vorbeiziehenden Städte nahm sie wie durch einen Schleier wahr, und allmählich setzte die Dämmerung ein.



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